Hi ich bin Murat, ich lebe und arbeite seit 17 Jahren in Krefeld.

Die echte Story ist die, dass ich im Türkeiurlaub nach dem Abi meine jetzige Frau kennen gelernt habe. Sie kommt aus Krefeld Uerdingen und war der Grund für meinen Exodus aus Hamburg. Und da dachte ich mir, ich schaue mir Krefeld mal an. Eigentlich hatten wir geplant, dass wir irgendwann nach Hamburg zurückkehren. Dazu ist es nie gekommen. Es war also nie geplant, hier zu bleiben. Aber ich würde es genauso wieder machen. Ich fühl mich wohl, da wo ich bin.

Nicht mehr. Wenn ich heute nach Hamburg fahr, dann fremdel ich sogar richtig. Ich fühl mich als Tourist. Außer, dass meine Eltern da leben und mein Bruder, habe ich eigentlich nicht mehr viel mit Hamburg zu tun. Ich fühle mich hier in Krefeld mittlerweile wohler in dieser gemütlicheren und kleineren Umgebung als in der großen anonymen Großstadt. Man hat in Hamburg viele Möglichkeiten. Die hat man in Krefeld aber nicht minder.

Das tollste am Niederrhein sind die kurzen Strecken. Man hat alles in erreichbaren kurzen Distanzen: Düsseldorf, Köln, Duisburg. Ich komme am Flughafen in Düsseldorf an und brauche keine 20 Minuten bis nach Hause. Auch Uerdingen passt einfach. Hier kennt man sich, jedes Gesicht hat einen Namen. So ein bisschen Dorfcharakter inmitten einer mittelgroßen Stadt. Die übrigens sehr grün ist zum Beispiel mit dem Stadtwald oder auch dem Stadtpark in Uerdingen. Der ganze rheinische Bereich ist vor allem im Sommer wunderschön und hat viel Charme.

Wir fahren mit der Familie gerne Fahrrad. Die klassische Fahrradtour von Uerdingen aus geht Richtung Düsseldorf über das Route 66 und am sogenannten "Aschlöksken" vorbei. Und dann über die Fähre in Meerbusch zurück. Und ich spiele Golf - mittlerweile in Krefeld an der Rennbahn. Der Golfsport ist ein beruhigender Gegenpol zu meiner beruflichen Tätigkeit. Nach einer Runde bin ich wieder richtig geerdet und mein Kopf ist leer.

Nach dem Zivildienst habe ich im Sommer 1997 eine Ausbildung in St. Tönis als Groß- und Außenhandelskaufmann begonnen im Bereich Textil. Und da bin ich auch hängengeblieben im Textilbereich. Zwischenzeitlich war ich in Düsseldorf beim Großhandel für Diesel. Aber Mode war dann doch nicht so meins. Industrietextilien sind viel technischer, das lag mir mehr. Damals habe ich mich beworben auf ein Zeitungsinserat bei der Verseidag und hier 2001 im Verkaufsinnendienst begonnen. Später kamen dann die Niederlande und Belgien im Außendienst dazu, dann Europa, irgendwann Südostasien. Und seit dem letzten Jahr haben wir ein eigenes Segment aufgemacht im Bereich Architektur. Und dem darf ich nun vorsitzen.

Hauptsächlich beschichtete Textilien aus Polyestergarn und Glasfasern. Die weben wir in unseren eigenen Webereien in Herongen. Das Garn kaufen wir zu. Die Produkte werden hier im Krefelder Werk beschichtet mit verschiedenen Substraten. So kann man dann ganz andere Formen erzielen als mit normalen Baustoffen. Zum Beispiel kann man große Spannweiten überdachen oder Membranen in Fassaden einbringen. Wir statten damit viele Stadien aus - zum Beispiel in Brasilien, Kapstadt und aktuell in Katar.

Krefeld hat nicht diese zur Schau gestellte Schönheit. Hier gibt es kein international ambitioniertes Szenelokal, bei dem man anstehen muss. Momentan wird hier viel gebaut und an vielen Ecken investiert. Ich finde Krefeld macht eine sehr schöne Entwicklung im Moment. Man spürt die Aufbruchsstimmung.