Hi, ich bin Elisabeth. Ich wohne seit meinem elften Lebensjahr in Krefeld.

Nach Havixbeck möchte ich nicht mehr zurück. Mir ist es da zu konservativ und mir fehlt das kulturelle Angebot. Das ist hier anders. Krefeld ist eine gute Mischung aus Großstadt und Dorf. Man kennt und grüßt sich – das finde ich nach wie vor sehr schön. Aber es ist einfach mehr los. Klar, auf dem Land ist die Geräuschkulisse anders und man blickt aufs freie Feld. Wenn ich jetzt ins Grüne möchte, setze ich mich aufs Fahrrad und fahre in den Stadtwald. Man muss eben wissen, wo man hingehen kann, die Geheimtipps kennen. Jede Stadt hat schöne und nicht so schöne Ecken.

Mir gefallen zum Beispiel die vielen kleinen Läden in der City wie der Bioladen Karls Naturkost direkt bei mir gegenüber, der andere Buchladen, der Eine Welt Laden, der Bastelladen Do it! Das macht immer richtig Spaß, dort einzukaufen. Bei mir nebenan hat kürzlich auch ein Unverpackt-Laden aufgemacht. Und es gibt mehrere Second-Hand-Läden um die Ecke, wo ich gerne stöber. In meiner Freizeit heimwerke ich viel und da finde ich eigentlich immer etwas, was ich gebrauchen kann. In solchen Läden ist es nicht so anonym. Man quatscht hier auch einfach mal. Ich habe mich vor zwei Jahren für die Innenstadt entschieden und würde es wieder so machen.

Ich wohne zwischen der Marktstraße, wo es eher multikulti ist, und der Blumenstraße mit vielen schönen, alten Häusern. Ich mag den Altstadt-Look mit den Altbauten und den vielen Bäumen. Da nehme ich auch gerne mal einen huckeligen Fahrradweg in Kauf. Von meiner Wohnung aus kann ich das komplette Panorama vom Kaiser-Wilhelm-Museums bestaunen. An jedem ersten Donnerstag im Monat findet da ab 17 Uhr eine Veranstaltung unter einem bestimmten Motto statt. Der Eintritt ist frei. Da gehe ich sehr gerne hin und schaue mir die wechselnden Ausstellungen an. Aktuell dreht sich viel ums Thema Bauhaus, auch in Haus Lange und Haus Esters. In den Museen habe ich damals auch mein Schülerbetriebspraktikum gemacht.

Die fünfte Klasse habe ich noch in Havixbeck gemacht und dann bin ich zur sechsten Klasse hierhergekommen auf die Gesamtschule Kaiserplatz. Nach dem Abi kam die Frage: „Was mache ich jetzt?“ Ich wollte nie ins Ausland und habe sehr breit gefächerte Interessen. Ich war selber überrascht, dass ich im Steuerbüro gelandet bin. Das war Fügung. Über drei Ecken bin ich auf Hahlen Nellessen & Jansen gekommen, habe mich beworben und wurde genommen. Ich bin jetzt seit neun Jahren da.

Ich habe ja erst die Ausbildung zur Steuerfachangestellten gemacht und dann dreieinhalb Jahre ein berufsbegleitendes Studium im Steuerrecht drangehängt. Mein Chef ist beim Thema Weiterbildung sehr entgegenkommend. Während des Studiums habe ich nur drei Tage gearbeitet und war dann am Wochenende in der Uni. Vollzeit arbeite ich heute immer noch nicht. Und auch wenn wir lange ein reines Frauenbüro waren, gibt es bei uns nicht diese typischen Zickereien. Unser Arbeitsklima ist echt gut, das macht uns als Büro auch irgendwie aus. Wir sind eine richtige Gemeinschaft.

Das ist etwas, das unseren Chefs total wichtig ist. Wir machen zum Beispiel jeden Tag zusammen unsere Pausen, jedes Jahr einen Betriebsausflug. Und jedes dritte Jahr machen wir einen größeren Ausflug mit mindestens einer Übernachtung. Wir waren schon in Bremerhaven mit Museumsbesuch und Stadtführung oder an der Mosel mit Spazierengehen und Weinprobe. Bei den kleineren Betriebsausflügen haben wir dann mal eine Fahrradtour gemacht oder sind mit der historischen Straßenbahn, dem Blauen Enzian, durch Krefeld gefahren. Außerdem haben einige meiner Kollegen bei uns schon ihre Ausbildung gemacht und manche sind schon seit über 40 Jahren bei uns.

Zusätzlich zu den üblichen Steuererklärungen und Jahresabschlüssen, die ich erstelle, assistiere ich jetzt auch bei Jahresabschlussprüfungen. Und seit kurzem kümmere ich mich um die Optimierung von internen Abläufen. Meine Arbeit ist also sehr abwechslungsreich. Für mich ist der Beruf aber nicht alles. Ich mache das total gerne, meine Freizeit ist mir aber auch sehr wichtig. Eine weitere Weiterbildung steht also momentan nicht an. Ich bin sehr zufrieden, so wie es ist.